Unsere Kirche hält die Erinnerung an besondere Menschen wach, die für leidende Menschen offen und berührbar waren. Oft sind sie selbst durch tiefe, leidvolle Erfahrungen gegangen. Leiden, vor allem, wenn es beharrlich in Vertrauen und im Gebet vor Gott gehalten wird, verwandelt einen Menschen.
Diese Sätze schrieb Romano Guardini 1966 als alter, von schwerer Krankheit betroffener Mann an seinen Freund, der noch vor ihm starb. 21 Jahre zuvor hat ein junger, gesunder Mann in einsamer Gefangenschaft dieselbe Einsicht gefunden, dass nur das Vertrauen auf Gott wie ein Faden aus aller Dunkelheit und Schwere, Bitterkeit und Verwirrung herausführt.
Ein Leben ohne Schmerzen und Schäden, wer wünscht sich das nicht?! Und doch erleben wir es immer wieder an uns und an anderen, dass Schmerzen und Verluste, Niederlagen und ein verwundetes, liebendes, trauerndes und hörendes Herz dem menschlichen Denken und Nachdenken erst wirkliche Tiefe und, wie Guardini schreibt, Richtigkeit geben.
Wir sind von Gott eingeladen, es ihm gleich zu tun und wie ein Kind zu werden, das Alte in Frieden gehen zu lassen, in Freude zu erinnern und das Neue zu wagen. Wenn wir jeden neuen Anfang, jede Zeit als geschenkte Zeit aus Gottes Händen entgegennehmen, was könnte das Neue dann anderes als ein Wunder sein?
Jetzt sind die Nächte lang und die Tage kurz, kalt und dunkel. Aber diese wenigen Worte wärmen mich, wie die warme Sommersonne und machen den Weg hell, hin zu seiner Krippe, den Kerzen und Weihnachtsliedern und zu den vom Weihnachtsfest froh gestimmten Menschen.
Es gibt Rätsel, die lösen wir nie. Aber der Wunsch, sie zu lösen oder zu verstehen, treibt uns an. Im und mit dem eigenen Leben eine Antwort auf diese Rätsel geben zu wollen, dieser Wunsch hält wach und lebendig.
Als junge Studentin habe ich einmal ein ganzes Adventswochenende von Freitag bis einschließlich Sonntagabend komplett ohne elektrisches Licht verbracht. Selbst das Licht im Kühlschrank war ausgeschalten. Es war beeindruckend, wie sich die Augen gewöhnten und dieselbe Kerze das Zimmer Abend für Abend tiefer ausleuchtete.
Jedes Jahr hört man, dass sich die Menschen eine stille, besinnliche Adventszeit wünschen, und jedes Jahr wieder kann man an allen Enden und Ecken die Erfahrung machen, dass es mit der Stille und Besinnlichkeit der tendenziell unbeliebten Novembertage ein jähes Ende hat und mit Beginn der Adventszeit eine große Unruhe und Umtriebigkeit die Menschen erfasst.