Man kann die Nacht nicht verkürzen, die Last nicht einfach abwerfen, den Morgen nicht durch eigene Kraft herbeirufen, dem Auferstandenen nicht aus eigenem Entschluss begegnen. Aber man kann sich danach sehnen und dem Rat anderer, die diesen Weg des Glaubens und der Freundschaft mit Gott schon gegangen sind, folgen.
Dieses Vertrauen und diese Zuversicht dürfen wir uns zu eigen machen, wenn in unserem eigenen Leben und Streben und Beten scheinbar nichts passiert. Solange wir ehrlichen Herzens Gott suchen und auf seine Gegenwart vertrauen, ist jedes unserer Gebet ein echtes Gebet. Wenn das, was wir tun, ungesehen bleibt und nicht der Rede wert zu sein scheint, ist es nicht umsonst. Im Gegenteil, es ist womöglich die wichtigste Zeit und entscheidenste Tat unseres Lebens.
Unsere Zeit kennt nicht nur die Freude am Wohlstand, am Reisen und an den Möglichkeiten von Internet und Social Media, sie kennt auch die Not, dass das Leben nur noch an der Oberfläche stattzufinden scheint und in seiner Tiefe nicht mehr erreichbar zu sein sein scheint. Um so mehr wir das Leben zu fassen versuchen, zu genießen verlangen und uns in ihm selbst zu verwirklichen suchen, um so mehr scheint es sich zu entziehen und sich unserem Zugriff und unserer Kontrolle zu verweigern.
Es ist wohl das Kennzeichen geistlicher Texte, dass sie aus diesem echten Schweigen heraus entstanden sind und ihren Worten von dort her jene stille Kraft zukommt, die Zeugnis christlicher Innerlichkeit und Lebendigkeit ist. Alfred Delp ist es während seiner Haft gelungen, nicht nur zum Verstummen verurteilt zu sein, sondern ins echte Schweigen zu finden und aus dieser Quelle heraus zu schreiben. Auch seine Meditation zum Veni Sancte Spiritus zeugt davon...